Landtags-Grüne boykottieren Jahresempfang des Bayerischen Jagdverbandes

Ludwig Hartmann und Markus Ganserer kritisieren Einladung des ungarischen Rechtspopulisten Zsolt Semjén

Die CSU als Vorbild? Der Bayerische Jagdverband pirscht sich mit der Gästeauswahl für seinen Neujahrsempfang 2016 wie die Seehofer-Partei an die nationalkonservativen Anti-Europäer in Ungarns Regierungsspitze heran. Im Sommer war der umstrittene Ministerpräsident Viktor Orbán zu Gast bei der CSU-Klausur in Banz, jetzt wird dessen Stellvertreter Zsolt Semjén als „Ehrenpatron“ des Jagdverband-Empfangs hofiert. Für die Landtags-Grünen Anlass, der Veranstaltung am 27. Januar im Münchner Löwenbräukeller geschlossen fern zu bleiben.

„Als Vorsitzender der rechtspopulistischen und katholisch-fundamentalistischen KDNP in Ungarn ist Semjén bislang vor allem mit erznationalistischen Initiativen und durch völkische Hetze aufgefallen“, warnt Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann vor dem Gast. „Erinnert sei an die Schmähung der multiethnischen slowakischen Ungarnpartei Most Híd, die er als ‚Vorhölle der Assimilisation‘ bezeichnet hatte.“

Auch der jagdpolitische Sprecher der Landtags-Grünen, Markus Ganserer, kann die Auswahl des „Ehrenpatrons“ für den Neujahrsempfang des Bayerischen Jagdverbands nicht nachvollziehen. „Das sieht aus wie ein Wettrennen der CSU und ihrer Vorfeldorganisationen um den schrillsten Gast, um möglichst viel öffentliche Aufmerksamkeit zu erzielen“, vermutet Markus Ganserer. Dass sich neben Semjén – der auch Präsident des ungarischen Jagdverbands ist – dann noch die CSU-Minister Marcel Huber als Schirmherr und Helmut Brunner als Ehrengast auf der Bühne des Jagdverbands präsentieren, hält er für problematisch. „Semjén verfolgt im ungarischen Staatsbürgerrecht die Theorie der Blutslinie; mit diesem rassistischen Ansatz haben wir in Deutschland schon unsere schlimmen Erfahrungen gemacht“, erinnert Markus Ganserer.

Ludwig Hartmann empfiehlt den CSU-Ministern, ihren Auftritt beim Jagdverband noch einmal zu überdenken. „Gerade in einer Zeit, in der sich die öffentliche Meinung stark polarisiert, sollten wir auf Ausgleich setzen – und nicht völkische Lautsprecher mit großen Auftritten in Bayern adeln“, so Ludwig Hartmann. „Der Jagdverband hat mit dieser Einladung einen veritablen Bock geschossen.“

(Pressemitteilung Bündnis 90 / Die Grünen im Bayerischen Landtag, 08.01.2016)

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